Cannstatter Stolperstein-Initiative

Johanna Grau: "Verlegt" nach Grafeneck

Hofener Straße 84a, Stolperstein verlegt am 17. Mai 1914.Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer gefallen sind? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen, aber von Johanna Grau wissen wir nur, dass sie schwer krank und deshalb Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern in psychiatrischen Kliniken anvertraut war. Von dort, wo man sie behütet glaubte, ging ein Fragebogen nach Berlin, wo einer, der sie nie gesehen hat, über ihr Schicksal entschied. Ihre Krankenakte erhielt den Vermerk „verlegt“, dann wurde sie in einem der berüchtigten Gekrat-Busse abgeholt, nach Grafeneck verbracht und gleich nach ihrer Ankunft im Gas erstickt. Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft gmbH, kurz Gekrat, unterstand der für die Krankenmorde zuständigen Zentraldienststelle T4 in Berlin.

10 654 Gasmorde im Jahr 1940, so lautet die Bilanz von Grafeneck. Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz.Johanna Grau ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll ihr Stolperstein erinnern, aber auch an die Neigung des Menschen zur Hybris.

"Mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern haben auch Bad Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und Stadträtin Marita Gröber an dieser Stolperstein-Verlegung teilgenommen.
Mit Lesungen und einer bewegenden musikalischen Einlage gaben behinderte Menschen vom Haus Clemens von Galen dieser Verlegung einen eindrucksvollen Verlauf.

© Text: Rainer Redies, Cannstatter Stolpersteininitiative
© Bilder: Anke Redies und Petra Siebholz, Cannstatter Stolpersteininitiative

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