Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer fielen? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen. Von Karl Eugen Ikas wissen wir lediglich, dass er in Cannstatt das Licht der Welt erblickt uns später in Tübingen Medizin studiert hat. Er wird als skeptisch, scheu und wenig gesellig charakterisiert. Seit 1933 war Eugen Ikas in psychiatrischer Behandlung, u.a. in den Heilanstalten Kennenburg und Winnental, zwischendurch wieder daheim bei den Eltern in der Martin-Luther-Straße.1934 wurde er der Zwangssterilisation unterzogen. Im November 1937 wurde er in die Heilanstalt Zwiefalten aufgenommen. Von dort, wo man ihn behütet glaubte, ging ein Fragebogen nach Berlin. Dort hat ein Gutachter, der in nie gesehen hat, über sein Schicksal entschieden: Seine Krankenakte erhielt den Vermerk „verlegt“, dann wurde er in einem der berüchtigten Gekrat-Busse abgeholt, nach Grafeneck verbracht und gleich nach seiner Ankunft im Gas erstickt.
Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft gmbH, kurz Gekrat, unterstand der für die Krankenmorde zuständigen Berliner Zentraldienststelle in der Tiergartenstraße 4, die sich unter der Chiffre T4 versteckt und in Schloss Grafeneck bei Gomadingen (Landkreis Reutlingen) eine erste Tötungsanstalt zur Durchführung des Euthanasieprogramms eingerichtet hat.10 654Kranke wurden dort 1940 im Gast erstickt.
Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz.Karl Eugen Ikas ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll sein Stolperstein erinnern, ebenso an die Neigung des Menschen zur Hybris.
© Text: Rainer Redies, Cannstatter Stolpersteininitiative
© Bild: Anke Redies
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