Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer fielen? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen. Von Marline Husmann wissen wir lediglich, dass sie als Tochter des Landwirts Fritz Husmann und der Luise Ziegler (geb. Palmer) am 27. Juli 1929 in Brooklyn (New York) zur Welt kam. Warum, wann und unter welchen Umständen sie zur Großmutter Luise Palmer nach Cannstatt kam, ist unbekannt. 1938 wurde die Elfjährige in die Heilanstalt Stetten aufgenommen. Von dort, wo man sie behütet glaubte, wurde sie in einem der berüchtigten Gekrat-Busse verbracht und gleich nach ihrer Ankunft im Gas erstickt. Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft gmbH, kurz Gekrat, unterstand der für die Krankenmorde zuständigen Zentraldienststelle in Berlin, Tiergartenstraße 4, die sich mit dem Kürzel T4 tarnte.
10 654 Gasmorde im Jahr 1940, so lautet die Bilanz von Grafeneck. Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz. Marline Husman ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll ihr Stolperstein erinnern, aber auch an die Neigung des Menschen zur Hybris.
© Text: Rainer Redies, Cannstatter Stolpersteininitiative
© Bild: Anke Redies
Kommentar hinzufügen