Cannstatter Stolperstein-Initiative

Marie Caroline Eisenmann: "verlegt" nach Grafeneck

Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer gefallen sind? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen, aber von Marie Caroline Eisenmann wissen wir nur, dass sie schwer krank und deshalb Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern in psychiatrischen Kliniken anvertraut war. Von dort, wo man sie behütet glaubte, ging ein Fragebogen nach Berlin, wo einer, der sie nie gesehen hat, über ihr Schicksal entschied. Ihre Krankenakte erhielt den Vermerk „verlegt“, dann wurde sie in einem der berüchtigten Gekrat-Busse abgeholt, nach Grafeneck verbracht und gleich nach ihrer Ankunft im Gas erstickt. Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft gmbH, kurz Gekrat, unterstand der für die Krankenmorde zuständigen Zentraldienststelle T4 in Berlin.

10 654 Gasmorde im Jahr 1940, so lautet die Bilanz von Grafeneck. Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz. Marie Caroline Eisenmann ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll ihr Stolperstein erinnern, aber auch an die Neigung des Menschen zur Hybris.

Kissinger Straße 30, Stolperstein verlegt am 15. April 2013.

© Rainer Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative
© Bild: Anke Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative

Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA
Diese Frage soll automatisierten Spam verhindern und überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind.
Geben Sie das Ergebnis ein, als Ziffer oder ausgeschrieben.
Copyright © 2024 Anke & Rainer Redies